Was wir glauben

Schon der Name „Evangelische“ Kirchengemeinde erzählt davon, was unseren Glauben im Kern trägt:

  • Wir nennen uns nach dem „Evangelium“, zu Deutsch heißt das, die gute Botschaft. Es meint die gute Botschaft von Jesus Christus. Es ist eine gute Botschaft, weil sie davon erzählt, dass Gott selbst sich uns Menschen in seiner grenzenlosen Liebe zuwendet, egal, wer ich bin, egal was ich kann – oder was ich eben auch nicht kann. Gottes Liebe gilt immer – in meinen Erfolgen und in meinem Versagen. Sie gilt mir und jedem unter uns. Das Johannesevangelium formuliert das so: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16) Es ist eine gute Botschaft, weil Gott uns darin den Weg zeigt, weg von der Angst, z.B. der Angst vor der Vergänglichkeit meines Lebens, der Angst vor der Verlorenheit ohne Heimat bei Gott. Die gute Botschaft zeigt einen Weg hin zum Leben, zu einem Leben, das ewig bleibt über diese Welt hinaus.

  • Wir glauben, das Evangelium ist eine gute Botschaft. Eine Botschaft will etwas verändern, etwas in uns auslösen. Eine Botschaft fordert heraus, darauf zu reagieren. Die gute Botschaft von Jesus Christus fordert nicht zu Höchstleistungen, nicht zu moralischer Perfektion heraus. Sie fordert dazu heraus, zu glauben, d.h. zu vertrauen. „An ihn glauben“, d.h. Jesus Christus zu vertrauen, ihm das Leben anzuvertrauen, um das wahre und ewige Leben zu gewinnen. Diesen Glauben kann niemand machen, kann sich niemand einreden. In diesen Glauben können wir uns nur mit wachen Sinnen hineinfallen lassen. Es ist ein Geschenk, das zu können. Wir wissen, dass dieser Glaube, dieses Vertrauen in unseren Herzen oftmals viel kleiner ist, als unser Kopf es behauptet. Deshalb glauben wir, dass wir als christliche Gemeinde nicht nur dazu da sind, grundsätzlich zum Glauben an Jesus Christus einzuladen, sondern auch die Glaubenden zu ermutigen, sich immer wieder neu selbst loszulassen, im Vertrauen sich in die Hände Gottes fallen zu lassen und aus dem Glauben an Jesus Christus heraus zu leben.

  • Evangelisch heißt für uns: Gott kommt in Jesus Christus zu uns, damit wir überhaupt etwas von ihm verstehen und kennenlernen können. Gott zeigt in Jesus Christus sein Gesicht. Und noch einen weiteren Schritt geht Gott auf uns zu: In den vier Evangelien wurde uns die Geschichte von Jesus aufgeschrieben und überliefert. Wie es bei wichtigen Dingen unter uns Menschen üblich ist: Gott macht es schriftlich, wird dadurch verlässlich, lässt sich „in die Karten schauen“. Deshalb ist die entscheidende Grundlage unserer kirchengemeindlichen Arbeit und unserer Ausrichtung die Bibel: Die vier Evangelien, die Schriften des Alten Testaments, die sie vorbereiten, und die weiteren Schriften des Neuen Testaments, die ihre Wirkung zeigen. Wir leben also aus der Bibel heraus. Deshalb nennen wir sie auch „Heilige Schrift“ und „Wort Gottes“.

  • Wir gehören zur Evangelischen Landeskirche in Baden. In ihr vereinigten sich zwei große Strömungen der Reformation. Vor gut 200 Jahren haben sich im Jahr 1821 Lutheraner und Reformierte zur Evangelischen Landeskirche in Baden vereinigt. Wir fühlen uns den Grundanliegen der Reformation verbunden und wollen diese auch heute aufleuchten lassen: Allein Jesus, allein die Bibel, allein der Glaube, allein die Gnade – und wir leben in der Überzeugung, dass sich unsere Kirche und unsere Kirchengemeinde zu jeder Zeit und immer wieder neu an diese Grundanliegen erinnern muss, sie immer wieder neu in der Auseinandersetzung mit der Bibel wiederentdecken muss. So wollen wir eine Kirchengemeinde sein, die sich ständig zurückbindet an die Evangelien und die ganze Bibel, wir wollen eine ständig sich selbst reformierende Gemeinde sein, die die aktuelle Zeit und das aktuelle Leben immer aus der Beziehung zur Wurzel, der guten Botschaft von Jesus gestaltet. Deshalb wollen wir Leben miteinander teilen und dabei mit wachen Sinnen und offenem Herzen immer begleitend die Bibel studieren.

  • In unserer Evangelischen Landeskirche haben sich die beiden reformatorischen Strömungen der Lutheraner und Reformierten vereinigt, obwohl sie unterschiedliche Lehrmeinungen beim Abendmahl beibehielten. So glauben wir auch, dass es in Einzelfragen unterschiedliche Interpretationen und Ansichten in der Kirchengemeinde geben kann. Das können wir nebeneinanderstehen lassen, weil wir geeint sind in unserem Zentrum, dem Glauben an Jesus Christus, wie es Johannes formuliert: „Jeder, der bekennt, dass Jesus Christus wirklich als Mensch auf die Erde gekommen ist, hat den Geist Gottes.“ (1. Johannes 4,2)

  • Wir verstehen die Kirche als eine weltweite Christenheit, die in den unterschiedlichsten Gruppen, Gemeinden und Vereinigungen organisiert ist. So sind wir „mit allen Christen in der Welt befreundet“, wie es schon die badische Kirchenunion von 1821 formulierte. So bemühen wir uns, vielfältige Kontakte zu Christen und christlichen Gemeinden und Werken in der ganzen Welt zu unterhalten und sind offen für die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Kirchen und Gemeinden. Wir fördern auch die Zusammenarbeit mit dem Lebenszentrum Adelshofen, das hier am Ort aus der Arbeit der Evangelischen Kirchengemeinde erwachsen ist. Wir verstehen uns als gemeinsamen Leib Christi, der zum Zeugnis in der Welt berufen ist.

Pfarrer Martin Moehring